Der Schlaf ist wichtig für unseren körperlichen und geistigen Zustand. Er erfüllt sehr viele wichtige Funktionen. Das mit dem Schlaf eng verbundene Träumen spielt dabei insbesondere für die psychische Gesundheit eine wichtige Rolle. Dem Traum wird dabei auch eine emotionsregulierende und sogar problemlösende Funktion nachgesagt. Aus meiner Sicht ist dabei das Ausschlafen ein wichtiger Faktor. Warum erfahren Sie in diesem Beitrag. – Autor: Gerd Schmid

Über den Schlaf ist in den letzten Jahren sehr viel geforscht worden. Ihm werden zahlreiche wichtige Funktionen nachgesagt, wie z.B. die körperliche Regeneration, die Überführung neuer Informationen ins Langzeitgedächtnis, Stärkung des Immunsystems, Regulierung des Stoffwechsels oder Stressabbau.

Die nächtliche Ruhe ist von verschiedenen Phasen geprägt, die sich ständig abwechseln. Im Beitragsbild ist ein Beispiel für einen durchschnittlichen Verlauf dieser Phasen. Die erste Hälfte des Schlafes weist mehr Tiefschlafphasen (blauer Bereich im Beitragsbild) auf, die am besten zu unserer Erholung beitragen. In der zweiten Hälfte treten vermehrt sogenannte REM-Schlafphasen (orange Balken im Beitragsbild) aus. REM steht dabei für „rapid-eye-movement“ und bezieht sich auf die schnellen Augenbewegungen unter den geschlossenen Augenlidern während des Träumens in diesem Abschnitt des Schlafens.

Mittlerweile geht man davon aus, dass in allen Schlafphasen geträumt wird, dem REM-Schlaf dürfte allerdings eine besondere Rolle zukommen. Matthew Walker erklärt in seinem Bestseller „Das große Buch vom Schlaf – Die enorme Bedeutung des Schlafs“, dass das Träumen im REM-Schlaf wie eine nächtliche Therapie ist. Die Emotionen schwieriger Erlebnisse des Tages werden gemildert und als „weniger schmerzlich“ erlebt. Nach Meinung von Walker werden demnach beunruhigende Gefühle von der Information des Erlebten getrennt. So werden am Morgen nach dem Aufwachen belastende Ereignisse des Vortages als abgemildert wahrgenommen. (1)

Wieviel Schlaf ein Mensch braucht ist sehr unterschiedlich. Dies hängst insbesondere vom Alter ab. Generell lässt sich sagen, dass wir im Alter weniger Schlaf brauchen, sowohl was Tiefschlafphasen als auch REM-Schlaf betrifft. (2)

Da der REM-Schlaf vorrangig in der zweiten Hälfte des Schlafes stattfindet, würde ich daraus ableiten, dass es für die psychische Gesundheit wichtig ist, nicht zu kurz zu schlafen, damit der REM-Schlaf nicht zu wenig zum Zug kommt. So könnten wir uns nach einer 5-6 Stunden-Nacht zwar erholt fühlen, denn wir hatten ja unsere Tiefschlafphasen, jedoch blieb möglicherweise für die Verarbeitung der Emotionen des Vortages zu wenig Zeit.

Demnach könnte man sagen, dass Ausschlafen (in Maßen) gut für das psychische Befinden, für eine emotionale Ausgeglichenheit und somit auch für weniger Stress ist. Dies gilt wohlgemerkt nur für gesunde Menschen mit einem durchschnittlichen Schlafmuster. Zum Beispiel bei Depressionen wird von manchen sogar Schlafentzug als geeignete Methode zur Besserung angesehen.

(1) Walker, Matthew (2018). Das große Buch vom Schlaf – Die enorme Bedeutung des Schlafs. S283ff; München: Wilhelm Goldmann Verlag

(2) Vorster, Albrecht (2019). Warum wir schlafen. S82ff; München: Wilhelm Heyne Verlag

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