Heute möchte ich auf einen besonders interessanten Vortrag aus der Reihe der berühmten Ted Talks hinweisen und ein paar weiterführende Gedanken dazu mit Ihnen teilen. Er stammt von der amerikanischen Gesundheits-Psychologin Kelly McGonigal und beschäftigt sich mit den positiven Effekten von Stress. Damit knüpft McGonigal einerseits an das recht bekannte Eu-Stress/Di-Stress-Konzept an. Andererseits bringt sie damit die Grundidee der kognitiven Stressbewältigung zur Sprache und geht im zweiten Teil auch auf die positiven Auswirkungen von Stress auf soziale Beziehungen ein. Bevor Sie nun weiterlesen, klicken Sie am besten auf diesen Link und sehen Sie sich das kurzweilige Video selbst an! – Autor: GF
Auf den ersten Blick ist es ein klassischer, amerikanischer Vortrag: Eine mitreißende Sprecherin, die – fast in Comedy-Manier – Studien mit recht eindrucksvollen Fakten zitiert. Menschen, die viel Stress erleben und der Meinung sind, dass Stress ihrer Gesundheit schadet hätten demnach ein um 43% erhöhtes Sterberisiko.[1] Das klingt zunächst etwas melodramatisch, dahinter stecken aber äußerst renommierte Forschungen und spannende Erkenntnisse aus der Psychologie.
Unsere Gedanken als Ursache für Anspannung oder Entspannung
Die Quintessenz aus dem ersten Teil des Videos ist der Zusammenhang zwischen unseren Gedanken und den dadurch hervorgerufenen Körperreaktionen. Kelly McGonigal erklärt mit überzeugenden, medizinischen Fakten, dass es förderlich für unsere Gesundheit ist, wenn wir die positiven Seiten am Stress erkennen und unsere Einstellung entsprechend verändern. Denn dadurch bleiben wir nachweislich entspannter und werden auch zuversichtlicher in Hinblick auf herausfordernde Situationen, die vor uns liegen. Dieses Prinzip gilt aber nicht nur wie im Video als Beispiel gebracht im Zusammenhang mit Stress, sondern kann auf unzählige Bereiche unseres Lebens umgelegt werden. Alles, was wir denken und was wir uns kognitiv vorstellen, hat Einfluss auf unseren Körper, unsere Emotionen und auf unser Verhalten. Das heißt also: Wir haben es in der Hand! Wir können jeden Tag mit unseren Gedanken und Einstellungen beeinflussen, wie wir uns fühlen, wie wir gelaunt sind und wie wir unseren Mitmenschen begegnen.
Jeder von uns entscheidet also selbst, ob er Dinge in der Zukunft fürchtet, ob er einem Menschen negativ gegenüber eingestellt ist, ob er über eine Sache jammert oder ob er etwas Gutes erwartet. Immer dann, wenn wir es schaffen einer unangenehmen oder auch angsteinflößenden Sache etwas Gutes abzugewinnen, eine Chance in so manch schwieriger Zeit sehen, wird sie uns am Ende weniger dramatisch erscheinen und wir werden entspannter damit umgehen. Eine positive Einstellung zu den Dingen wird demnach dazu führen, dass wir zuversichtlicher und fröhlicher sind, dass wir körperlich gesund bleiben und dass wir uns auch freundlich und wohlwollend unserem Umfeld gegenüber verhalten. Für mich offenbart sich hier ein starkes – und durch die Studien auch ganz eindeutig medizinisch belegtes – Plädoyer für Optimismus.
Einstellungen nachhaltig ändern
Und schließlich fußt hier auch das Prinzip der kognitiven oder mentalen Stressbewältigung. Denn wenn unsere Einstellung entscheidend ist für unser Wohlbefinden und unsere Gefühle, dann können wir uns auch mit gezielten, stressvermindernden Gedanken à la „Ich kann es nicht jedem Recht machen“ oder „Ich darf auch Fehler machen“, vor Stress schützen. Solche förderlichen, positiven Einstellungen in unserem Kopf zu verankern, geht nicht von heute auf morgen. Denn wir kämpfen hier gegen lange gelernte, fest eingeprägte Werte und Glaubenssätze an. Wer sich aber in einem Training oder Coaching intensiv mit seinen persönlichen Stressverstärkern beschäftigt, stressvermindernde Gedanken für sich entwickelt und sich im Alltag konsequent mit diesen auseinandersetzt, wird langfristig zu mehr Gelassenheit und Ruhe finden. Und damit können wir uns Stress nicht nur zum Freund machen, sondern ihn auch von vornherein immer öfter vermeiden.
[1] Ted Talks/Kelly McGonigal (2013): Wie wir Stress zu unserem Freund machen können, online unter https://www.youtube.com/watch?v=RcGyVTAoXEU (22.2.2016)
Schreibe einen Kommentar