Menschen, die sowohl eine Führungsposition bekleiden als auch selbst einen Vorgesetzten haben, gehören zur Risikogruppe für Burnout. Sie sind Vermittler zwischen den Anforderungen des Chefs und den Bedürfnissen der Mitarbeiter. Warum diese Position, auch Sandwichposition genannt, in Unternehmen besonders viel Stress verursacht und wie man sich am besten entlastet. – Autor: Gerd Schmid
Der Geschäftsführer macht Druck, die Umsätze sind hinter Plan und die Konkurrenz nimmt der Firma Marktanteile weg. Er versteht nicht, warum jetzt nicht alle an einem Strang ziehen und sich manche sogar wegen Überstunden beschweren.
Die Mitarbeiter sind überarbeitet. Sie arbeiten bis spät am Abend und beantworten auch am Wochenende ihre E-Mails. Sie verstehen nicht, dass ihr Einsatz nicht mehr gewürdigt wird und offensichtlich noch immer zu wenig ist.
Das mittlere Management steht im Spannungsfeld zwischen beiden Lagern und soll vermitteln. Als Vorgesetzte und Mitarbeiter stehen diese Führungskräfte von zwei Seiten unter Druck. Die Anforderungen an solche Positionen sind hoch.
Hohe Anforderungen in der Sandwichposition
An Personen im mittleren Management werden hohe Ansprüche gestellt. Mittelmanager sollten, neben fachlichen Skills, auch Führungskompetenz, Einfühlungsvermögen, strategisches Verständnis, hohe Resilienz, Toleranz gegenüber anderen Wertvorstellungen, Konfliktfähigkeit, kommunikative Fähigkeiten und zunehmend auch interkulturelles Verständnis mitbringen. Wenn diese Voraussetzungen für eine derartige Position nicht vorhanden sind, ist es wichtig die Führungskräfte dementsprechend zu schulen. Gerade das wird aber leider zu oft vernachlässigt, weshalb Überforderung und in weiterer Konsequenz Burnout die Folge sein können.
Worauf zu achten ist, um als Mittelmanager Burnout zu vermeiden
Aus meiner Sicht sind folgende Punkte in dieser Managementposition maßgeblich:
- Gut für sich selbst sorgen: Seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen wahrnehmen. Regelmäßig Pausen machen (siehe auch unseren Beitrag http://www.burnoutvermeiden.at/die-kunst-des-pause-machens/). Zeit zum Essen nehmen. Psychohygiene betreiben.
- Wertekonflikte erkennen und thematisieren: Die Unterschiede in den Werten bei Vorgesetzten und Mitarbeitern können sehr weit auseinander liegen. Die Rolle im mittleren Management besteht darin, Verständnis für die Werte der anderen Seite zu erzeugen. Dies bedingt ein gutes Verständnis der Unternehmensziele einerseits und Empathie für die individuelle Situation der Mitarbeiter andererseits.
- Präsenz bei den Mitarbeitern zeigen: Sich regelmäßig mit den Mitarbeitern auszutauschen verhindert, dass sich Probleme aufstauen, motiviert das Team und reduziert somit den Druck auf den Mittelmanager.
- Präsenz beim Vorgesetzten: Bei für die Abteilung wichtigen Themen und Entscheidungen sollte man sich aktiv einbringen. So vermeidet man vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden oder unangenehme Überraschungen zu erleben.
- Aufgaben delegieren: Es ist wichtig, dass sich Führungskräfte Freiräume verschaffen können. Richtiges Delegieren sollte sich nach Arbeitsvolumen und Fähigkeiten der Mitarbeiter richten.
- Tasks priorisieren: Selten können eine Führungskraft und ihre Mitarbeiter alle zugetragenen Aufgaben erfüllen. Eine Priorisierung ist immens wichtig und sollte gegebenenfalls mit dem Vorgesetzten abgeklärt werden.
- Belastende Zeiten im Beruf mit Entspannung und Erholung in der Freizeit abfangen.
- Den richtigen Führungsstil finden: Die Art der Führung wird zumeist von der Unternehmenskultur bestimmt. Wenn es die Struktur und die Mitarbeiter möglich machen, ist aus meiner Sicht das Prinzip „Vertrauen statt Kontrolle“ zu bevorzugen. Das bedeutet einerseits weniger Aufwand, andererseits motiviert es die meisten Mitarbeiter, wenn ihnen der Vorgesetzte etwas zutraut.
- Teambuilding fördern: Eine Gruppe von Menschen, die zusammenhält, vermag sich gegenseitig zu motivieren, um schwierige Aufgaben zu meistern. Dies kommt auch der Führungskraft zugute.
Eine wenn auch schon etwas ältere Studie der Deutschen Gesellschaft für Personalführung konstatiert dem mittleren Management bereits 2011 eine starke psychische Beanspruchung und zunehmende „Erwartungen an das Management hinsichtlich perfektem Funktionieren“. (1)
Um Burnout vorzubeugen ist es für Mittelmanager daher unerlässlich, sich dieser hohen Anforderungen bewusst zu sein und sich rechtzeitig zu schützen.
(1) https://www.dgfp.de/fileadmin/user_upload/DGFP_e.V/Medien/Publikationen/Praxispapiere/201102_Praxisipapier_studie-psychische-beanspruchung.pdf
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